Die Vorlesung bietet einen Überblick über zentrale Entwicklungslinien und Schlüsselereignisse der russischen Geschichte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Anhand ausgewählter Fragestellungen werden historische Konstanten sowie bedeutende Diskontinuitäten im Russländischen Reich aufgezeigt – auch um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur gesamteuropäischen Entwicklung zu verdeutlichen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Perspektive der Imperiengeschichte. Es wird untersucht, wie die imperiale Herrschaft des Moskauer und später des Russländischen Reiches begann, welche Formen die Expansion und Machtausübung annahmen, welche Auswirkungen die Herrschaft auf die eroberten Gebiete hatte und wie sich Widerstand gegen die imperiale Kontrolle manifestierte.
Die Rückkehr Chinas in die Riege der Weltmächte ist eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der letzten Jahrzehnten. Das Hauptseminar bietet eine Einführung in die Geschichte Chinas, von der „erzwungenen Öffnung“ des Kaiserreichs Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur „freiwilligen Öffnung“ der Volksrepublik anderthalb Jahrhunderte später. Gemeinsam werden wir zentrale Fragen auf „Chinas Weg in die Moderne“ erörtern und dabei den gleichnamigen Klassiker von Jonathan D. Spence lesen sowie kritisch mit der neueren Forschungsliteratur vergleichen. Wann beginnt eigentlich die Geschichte des „neuen“ China? Was sind die Vor- und Nachteile großer historischer Erzählungen? Neben diesen und anderen konzeptionellen Fragen werden auch Zusammenhänge zwischen inneren und äußeren Faktoren während Chinas langer Phase der Transformation vermittelt. Zudem hinterfragen wir die Zäsuren der chinesischen Geschichte anhand eines kritischen Studiums von in westliche Sprachen übersetzten chinesischen Quellen, die Einblicke in Schlüsselmomente geben.
In diesem Oberseminar analysieren wir den zunehmend lauter werdenden Ruf nach einer Dekolonisierung der Geschichte Osteuropas, der seit Russlands umfassender Invasion in die Ukraine unüberhörbar geworden ist. Zu Beginn setzen wir uns mit den Ursprüngen und Zäsuren des Fachs auseinander, bevor wir die Forderungen nach seiner Dekolonisierung auf unterschiedlichen Ebenen beleuchten: Welche historischen und aktuellen Prozesse fördern oder behindern die Dekolonisierung des Fachs? Welche Argumente sprechen für oder gegen seine Neuausrichtung? Neben der Untersuchung kolonialer und imperialer Machtstrukturen reflektieren wir auch unsere eigenen akademischen Praktiken: Inwiefern prägen tief verwurzelte und oft unbewusst internalisierte Hierarchien unsere Forschung und Lehre? Was bedeutet es, den Blick von russozentrischen Studien abzuwenden und neue Perspektiven auf diese Geschichtsregion zu eröffnen?
Geschichte spielt sich nicht nur in der Zeit ab, sondern auch im Raum. Was wie eine Binsenweisheit klingt, wurde lange Zeit vernachlässigt. Erst mit dem spatial turn rückte die räumliche Dimension wieder ins Zentrum der wissenschaftlichen Betrachtung. In dieser Übung widmen wir uns einem spezifischen räumlichen Aspekt: historischen Karten. Landkarten, Atlanten und Globen sind wichtige Quellen in den Geschichtswissenschaften, die kritisch hinterfragt werden müssen. Sie geben Aufschluss über den Entwicklungsstand der Kartografie und des geographischen Wissens sowie über die Weltanschauungen und politischen Absichten ihrer Urheber, Auftraggeber und Rezipienten. Im ersten Teil der Übung nähern wir uns dem Thema theoretisch an. Im zweiten – kompakten – Teil der Übung erhalten Sie die Gelegenheit, im Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne historische Karten aus Osteuropa zu analysieren und deren historische Bedeutung zu erschließen.
Aufgrund seiner geostrategisch bedeutsamen Lage an der Schnittstelle dreier Imperien und seines Ressourcenreichtums galt der Nordosten Chinas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als „Land of Plenty“ und „Cradle of Conflict“. Die koloniale Erschließung der hierzulande als Mandschurei bekannten Region erfolgte aus unterschiedlichen Richtungen: Russlands militärstrategisch motivierter Eisenbahnimperialismus, Chinas Bestreben, die Region unter anderem durch die Migration von Menschen aus den Zentralprovinzen zurückzugewinnen, und Japans Marionettenstaat Manzhouguo (Mandschukuo) machten die Region zum Herzland des Imperialismus in Ostasien. Ziel der Studienreise ist es, diese Geschichte(n) aus den Perspektiven der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik zu analysieren. Die Exkursion ist damit ein zentraler Baustein eines Seminarzyklus, in dem die Analyse einer Vielzahl von Museen und Gedenkstätten unter museumspädagogischen Aspekten vor Ort eine zentrale Rolle spielt.
Zeit: 11.9.-22.9.2025
Orte: Heihe, Harbin, Changchun, Shenyang, Dalian
Im Rahmen des Forschungskolloquiums werden aktuelle Beiträge zur Geschichte Osteuropas präsentiert und diskutiert. Dabei stehen laufende Arbeiten (Forschungsprojekte, Bachelor- und Masterarbeiten) aus dem Umfeld der Bochumer Osteuropastudien ebenso im Zentrum wie Präsentationen von auswärtigen Gästen. Das Kolloquium bildet so ein Forum für den interaktiven Ideen- und Gedankenaustausch. Die Veranstaltung ist offen für Studierende aller Studiengänge aber auch für all jene in Bochum, die an aktuellen Fachdebatten zur Geschichte Osteuropas interessiert sind.
im Forschungssemester
Die Vorlesung bietet einen problemorientierten Überblick über die wichtigsten Etappen der Geschichte der UdSSR. Schlaglichter bilden die Schlüsselereignisse von Revolution und Bürgerkrieg, die utopischen Ideale des revolutionären Zeitalters, die Kollektivierung und Industrialisierung unter Stalin sowie die Sowjetgesellschaft im Zweiten Weltkrieg. Weitere Schwerpunkte bilden das „Tauwetter“ unter Chruschtschow, das Breschnew’sche „Zeitalter der Stagnation“, die daraus resultierenden Reformversuche unter Gorbatschow und schließlich der Zusammenbruch der Sowjetunion und die Entstehung neuer souveräner Staaten aus ihrer Konkursmasse. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Entwicklungen in den Unionsrepubliken und den Randgebieten des sowjetischen Staates.
This course examines the making and unmaking of the Soviet Union. Exploring Eurasia’s breadth – from European to Central Asian republics – it examines the evolution of the Bolshevik project amidst World Wars, economic transformations, and the Cold War. Key themes, such as power dynamics in dictatorships, cultural facets of politics, and gender relations, thread through the course. Focusing on memoirs as primary sources, we scrutinize the fusion of personal and political realms within a dictatorial context, revealing the impact of individual lives on the Soviet political stage. The language of instruction is English. Final Papers (Hausarbeit) can be submitted in English or German.
Wegen seiner geostrategisch bedeutenden Lage an der Schnittstelle dreier Imperien und seines Ressourcenreichtums galt der Nordosten Chinas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vielen als „land of plenty“ und „cradle of conflict“. Die koloniale Erschließung der hierzulande als Mandschurei bekannten Region erfolgte aus allen Himmelsrichtungen: Russlands militärstrategisch motivierter Eisenbahnimperialismus, Chinas Versuch, die Region unter anderem durch Wanderarbeitermigration zurückzugewinnen und Japans Marionettenkaiserreich Mandschukuo machten die Region zum Herzland des Imperialismus in Ostasien. Im Oberseminar diskutieren wir diese Geschichte(n) aus der Perspektive transnationaler Geschichtsschreibung und schlagen Schneisen in das Dickicht nationaler Historiographien.
Staatsgrenzen sind, historisch gesprochen, ein neues Phänomen. Erst in jüngerer Zeit wurden offene Grenzräume durch klar definierte und demarkierte Grenzen zwischen Nationalstaaten ersetzt. Die Wissenschaft hat sich dem Gegenstand aus verschiedenen disziplinären Perspektiven genähert. Insbesondere seit der Rehabilitierung des Raums in der Geschichte wendet sich die historische Wissenschaft wieder Phänomenen der räumlichen Ebene von Grenzen zu, die im Mittelpunkt dieser Übung stehen wird. Neuere Ansätze stemmen sich dabei gegen den Nationalstaat als klassischen historischen Analyserahmen. Mit Blick auf Osteuropa und den eurasischen Raum werden wir nach der Lektüre einiger Grundlagentexte im Rahmen von Arbeitsgruppen verschiedene Modelle räumlicher Grenzen (Frontier, Imperialgrenzen, Staatsgrenzen, Ghettos usw.) und unterschiedliche damit verbundene Zugänge und Phänomene (Grenze und Ethnizität, Grenze und Geschlecht usf.) erarbeiten und diskutieren.
Im Rahmen des Forschungskolloquiums werden aktuelle Beiträge zur Geschichte Osteuropas präsentiert und diskutiert. Dabei stehen laufende Arbeiten (Forschungsprojekte, Bachelor- und Masterarbeiten) aus dem Umfeld der Bochumer Osteuropastudien ebenso im Zentrum wie Präsentationen von auswärtigen Gästen. Das Kolloquium bildet so ein Forum für den interaktiven Ideen- und Gedankenaustausch. Die Veranstaltung ist offen für Studierende aller Studiengänge aber auch für all jene in Bochum, die an aktuellen Fachdebatten zur Geschichte Osteuropas interessiert sind.
Die derzeit von Moskau und Peking propagierte „Freundschaft ohne Grenzen“ verstellt mitunter den Blick auf die wechselvollen Beziehungen zwischen China und Russland. Das Hauptseminar gibt einen diplomatiegeschichtlichen Überblick über die zentralen Stationen der bilateralen Beziehungen von den frühen Kontakten im 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Obschon politische Fragestellungen im Zentrum stehen, werden wir auch ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Probleme diskutieren.
Mittels dreier regionaler Sonden – der Ukraine im Westen, Zentralasien im Süden und Sibirien im Osten – zeichnet das Oberseminar die Formierung des multiethnischen Charakters der UdSSR von der Konstruktion „roter Nationen“ über Stalins Terror bis hin zur Perestrojka und nachsowjetischen Zeit nach. Wir analysieren, wie und warum die Bolschewiki ethnische Unterschiede im sowjetischen Fundament zementierten und wie Minderheiten die Vor- und Nachteile der Nationalitätenpolitik innerhalb der Sowjetunion erlebten, welche Arrangements sie mit der sowjetischen Ordnung lokal und im Alltag eingingen und welche Widerstände es gab. Das Oberseminar vermittelt somit auch den historischen Kontext, der notwendig ist, um die Beziehungen und Konflikte des heutigen Russlands mit seinen postsowjetischen Nachbarn und der Welt darüber hinaus zu verstehen. Ein praxisbezogenes Element ergänzt die vertiefte Auseinandersetzung mit Fragen von Imperium und Ethnizität im sowjetischen Kontext: die gemeinsame Erstellung eines Blogpostreihe zum Thema des Seminars.
Seit Beginn der russischen Aggression gegen die Ukraine 2014 instrumentalisiert der Kreml Geschichte als politische Waffe, um seine Aggression gegen die Ukraine zu legitimieren. Für die Ukraine wiederum fügt sich der Angriff in eine lange Geschichte russischer Repressionen ein. Schon im Russischen Reich wurde die ukrainische Kultur und Sprache unterdrückt. In der Sowjetunion folgten politische Repressionen und die als „Holodomor“ bekannt gewordene Hungersnot. Diese Erfahrungen prägen das kollektive Gedächtnis der Ukraine bis in die heutige Zeit. Die Übung führt in die Geschichte der Ukraine ein und geht der Frage nach, wie das Konzept der modernen Ukraine im Kontext seiner multikulturellen Bevölkerung entstand und wie es sich im Wettbewerb mit anderen nationalen und imperialen Projekten entwickelte.
Im Rahmen des Forschungskolloquiums werden aktuelle Beiträge zur Geschichte Osteuropas präsentiert und diskutiert. Dabei stehen laufende Arbeiten (Forschungsprojekte, Bachelor- und Masterarbeiten) aus dem Umfeld der Bochumer Osteuropastudien ebenso im Zentrum wie Präsentationen von auswärtigen Gästen. Das Kolloquium bildet so ein Forum für den interaktiven Ideen- und Gedankenaustausch. Die Veranstaltung ist offen für Studierende aller Studiengänge aber auch für all jene in Bochum, die an aktuellen Fachdebatten zur Geschichte Osteuropas interessiert sind.