Zeit: Do 10-12 Uhr
Raum: GA 5/29
LVS-Nummer: 040175
Auf den ersten Blick, verstellt durch den Ost-West-Konflikt, erscheinen Russland bzw. die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten im vergangenen Jahrhundert als zwei gegensätzliche, voneinander isolierte Pole. Ein zweiter Blick jedoch offenbart eine Vielzahl von Parallelen, Überschneidungen und produktiven Divergenzen: etwa die revolutionären Programme Wilsons und Lenins für eine neue Weltordnung nach dem Ersten Weltkrieg, die kolossalen Pläne zur Umgestaltung der Natur, die neue Architektursprache für die Stadt der Zukunft oder die Filme der Traumfabriken von Moskau und Hollywood. Oft ging es um die Erschaffung einer Neuen Welt in bewusster Abgrenzung zur Alten. Dies erklärt auch die wechselseitige Faszination von Intellektuellen für das jeweilige Gegenüber: Der satirische Reisebericht von Il’ja Il’f und Evgenij Petrov durch das eingeschossige Amerika jenseits von New York und Chicago zur Zeit der Großen Depression oder der scharfsinnige Blick des Amerikaners John Scott, den selbst die Schattenseiten der sowjetischen Industrialisierung nicht vom Kommunismus desillusionieren konnten, sind nur zwei von zahlreichen Beispielen intensiver Kulturkontakte jener Jahre. Im Rahmen dieses Hauptseminars erkunden wir anhand von Reiseberichten, Filmen, Romanen, Wirtschaftsplänen u. a. jene realen und imaginierten Orte, an denen sich die Sowjetunion und die USA mitunter näher waren, als wir es heute gemeinhin annehmen. Russischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Zeit: Do 14-16 Uhr
Raum: GABF 04/709
LVS-Nummer: 040224
Das Oberseminar widmet sich der Rolle der Fotografie als Medium imperialer Repräsentation und historischer Erkenntnis. Anhand zentraler theoretischer Texte und ausgewählter Bildquellen analysieren wir, wie das Russische Reich seit dem 19. Jahrhundert seine asiatischen Territorien visuell erschloss, inszenierte und imaginierte. Die Veranstaltung verbindet Ansätze der Visual History mit postkolonialer Theorie und Orientalismusdiskursen. Neben methodischen Grundlagen zur historischen Bildanalyse stehen Fallstudien zu Zentralasien, Sibirien und Nordostasien im Mittelpunkt. Dabei gehen wir der Frage nach, wie Fotografien durch kontextuelle Interpretation zum Sprechen gebracht werden können: Neben der Bildkomposition spielen dabei die Biografien der Fotografen, ästhetische Konventionen ihrer Zeit, mediale Verbreitungswege und politische Implikationen eine zentrale Rolle. Fotografien werden so als Quellen sichtbar, in denen sich historische Machtverhältnisse, Formen öffentlicher Sichtbarmachung und Möglichkeiten subversiver Gegenbilder verdichten. Eine Exkursion ins Museum Ludwig in Köln ist geplant, um fotografische Darstellungen Asiens im musealen Kontext zu reflektieren.
Zeit: 4.-11. Oktober 2025
Raum: Kulice und Szczecin (Polen)
LVS-Nummer: 040204
Im Rahmen bilateralen Übung (Studienreise) erforschen Studierende aus Szczecin und Bochum, wie die polnische Diasporagemeinschaft aus dem chinesischen Harbin nach 1945 ihre kulturelle Identität bewahrte und weiterentwickelte. Die Stadt Harbin entstand 1898 als kolonialer Eisenbahnknotenpunkt des Zarenreichs in China und entwickelte sich rasch zu einer multikulturellen Metropole. Die polnische Diaspora prägte das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben der Kolonialstadt maßgeblich. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten viele Angehörige der polnischen Gemeinschaft Harbins in die neu gegründete Volksrepublik Polen über, die meisten von ihnen nach Szczecin (Stettin).
Die Studienreise beginnt mit einem intensiven Vorbereitungsworkshop im Begegnungszentrum Kulice der Universität Szczecin. Dort setzen sich die Teilnehmenden mit den historischen Hintergründen und methodischen Zugängen auseinander. Im zweiten Teil der Reise – in Szczecin – arbeiten die Studierenden in deutsch-polnischen Tandems. Sie analysieren Archivquellen und führen Zeitzeugengespräche mit Nachkommen der repatriierten Gemeinschaft. Dabei reflektieren sie insbesondere postkoloniale Fragen zur ambivalenten Rolle der Harbiner Polonia als Kolonisierende und Kolonisierte im Russischen Imperium. Die Studienreise bietet zudem eine hervorragende Gelegenheit, praktische Erfahrungen in der historischen Feldforschung und in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit zu sammeln.
Hinweise: Studienreise vom 4.–11. Oktober 2025 nach Kulice und Szczecin. Die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit übernimmt alle Kosten für Logis und einen Teil der Verpflegungskosten vor Ort. Bochumer Studierende organisieren ihre Anreise per Bahn selbst und tragen die entsprechenden Kosten. Die Arbeitssprache ist Englisch. Sprachkenntnisse in Polnisch, Russisch oder Chinesisch sind hilfreich, aber keineswegs erforderlich.
Zeit: Mi 18-20 Uhr
Raum: GABF 04/514
LVS-Nummer: 040241
In dieser gemeinsamen Veranstaltung der Professur für Zeitgeschichte und der Professur für Osteuropäische Geschichte werden die Vorträge eingeladener Referentinnen und Referenten aus beiden Disziplinen diskutiert. Dieser Einblick in die Werkstatt laufender Forschungsprojekte ist ein hervorragendes Training für fortgeschrittenes wissenschaftliches Arbeiten.
Zeit: Mo 12-14 Uhr
Raum: GABF 04/711
LVS-Nummer: 040091
„The red star of China is rising“, schrieb der US-amerikanische Journalist Edgar Snow, der im Jahre 1936 als erster westlicher Reporter den späteren Staatsgründer der Volksrepublik China, Mao Zedong, interviewte. Unter Maos Führung durchlebte China fast drei Jahrzehnte tiefgreifender Umwälzungen, bevor mit seinem Tod die Reformära begann. Nur wenige glaubten damals Snows Einschätzung, dass ein Land, das in den 1930er Jahren noch von Armut geprägt war, nach Jahrzehnten von Gewalt und Repression einmal zur globalen Macht aufsteigen könnte. Warum konnte das geschehen? Mit welchen Krisenmomenten sah sich die Machthaber in Peking in den verschiedenen Epochen konfrontiert? Und wie wurden sie bewältigt? Warum initiierte Mao immer wieder Massenmobilisierungen, die das Land ins Chaos stürzten? Und weshalb beendeten seine Nachfolger die totalitäre Herrschaft zugunsten einer Öffnungspolitik? In diesem Seminar werden wir gemeinsam zentrale klassische und aktuelle Werke analysieren, um die Trajektorie der Volksrepublik China genauer nachzuzeichnen und ihre Gegenwart besser zu verstehen.
Hinweis: Acht wöchentliche Sitzungen (13.10. bis 03.11., 08.12., 19.01. bis 02.02.) und zwei Blocksitzungen à vier Stunden (am 15.12. und 12.01. zwischen 10 und 14 Uhr).