In vier Jahrhunderten Nachbarschaft haben die Beziehungen zwischen China und Russland viel Licht und Schatten gesehen. Die Zeit der Glücksmomente war kurz. Sie endete oft unverhofft. Russland und China waren einander dabei ein stetes Gegenüber; ein Gegenüber, dem sie sich – ganz gleich ob in Freundschaft, Gleichgültigkeit oder Feindschaft – nicht entziehen konnten. Denn als imperiale Großreiche, sozialistische Supermächte, autoritäre Gewaltregime glichen sie einander, verglichen einander, konkurrierten und kooperierten, waren in Annäherung getrennt, in Abgrenzung geeint.
Vom Jahr 1689, als sie die gemeinsame Territorialgrenze zogen, bis in die Gegenwart des Jahres 2022, als sie territoriale und symbolische Grenzen überschritten, verband Russland und China eine wechselvolle Geschichte. Diese Interaktion war stets mehr als die Summe außenpolitischer Entscheidungen und diplomatischer Vereinbarungen. Sie ist die Geschichte von Wahrnehmungen und Einflüssen, vom Abarbeiten „am Anderen“ und zuweilen der Übernahme ins Eigene.
Projektleitung: Prof. Dr. Sören Urbansky und Dr. Martin Wagner (Freie Universität Berlin)
Die Studie fragt in einem lokal auf die Pazifikstadt Wladiwostok beschränkten, aber kulturraumübergreifenden Vergleich nach spezifischen Ereignissen und Phänomenen, die sich unter dem Stichwort der „gelben Gefahr“ im russisch-sowjetischen Kontext subsumieren lassen. Solch ein Zugang betritt in mehrfacher Hinsicht historiographisches Neuland: Denn pogromartige Übergriffe auf Chinesen im späten Zarenreich und ihre vollständige Deportation unter Stalin machen diese Gemeinschaft im sowjetrussischen Fernen Osten zu einem Sonderfall innerhalb der weltweit verstreuten Diaspora der Überseechinesen und innerhalb der Geschichte nationaler Minderheiten in der Sowjetunion. Ferner geht das Vorhaben der Frage nach, wie gesellschaftliche Eliten „Rasse“ im russisch-sowjetischen Kontext als eine Kategorie praktischer Politik etablierten und Gewaltexzesse beförderten.
Projektleitung: Prof. Dr. Sören Urbansky
Das Projekt widmet sich den religiös motivierten sozialen Freiheitspraktiken der Sektenanhänger*innen und nähert sich dem Begriff der Freiheit aus sozialgeschichtlicher Perspektive.
Projektleitung: Dr. Agnieszka Zaganczyk-Neufeld