Irina Parkhomenko, M.A.
Doktorandin
irina.parkhomenko@rub.de

Kurzvita

ab 2018: Promotionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung

seit Oktober 2015: Doktorandin an der Ruhr-Universität Bochum; Fakultät für Geschichtswissenschaft, Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte

2011 – 2014: Studium an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder); Kulturwissenschaftliche Fakultät, Masterstudiengang Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas

2010: Auslands- und Forschungssemester an der Europa-Universität Viadrina, SABINUS-Stipendienaustauschprogramm, Frankfurt (Oder); Kulturwissenschaftliche Fakultät, Studiengang Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas

2006 – 2011: Studium an der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität Kaliningrad, Russland; Fakultät für Geschichte

Dissertationsprojekt

Das Dissertationsprojekt NTS: Die Opposition gegen das Sowjetregime 1956–1991 beschäftigt sich mit der Tätigkeit der politischen Organisation des russischen Exils, die unter dem Namen Narodno-Trudovoj Sojuz rossijskich solidaristov (wörtlich: Volksarbeitsbund der russischen Solidaristen, im Weiteren „Solidaristenbund“ oder NTS) in die Geschichte des Widerstands gegen die kommunistische Herrschaft in der UdSSR eingegangen ist. Der vom NTS 1945 gegründete Verlag Possev gehört zu den wichtigsten Emigrantenverlagen im Westen.

Im Rahmen der antibolschewistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts kann der NTS als einzigartiges Phänomen angesehen werden. Während die Verbände und Organisationen der russischen Emigranten, die nach der Oktoberrevolution und im Verlauf des Bürgerkrieges ins Ausland geflohen waren, bereits vor dem Zweiten Weltkrieg von der politischen Bühne verschwanden, setzten die Solidaristen seit der Entstehung des Bundes in den frühen dreißiger Jahren bis zum Sturz des kommunistischen Regimes im Jahre 1991 fast ununterbrochen ihren aktiven Kampf gegen die Sowjets fort. Auf diese Weise vereinigte der NTS Vertreter der drei Emigrationswellen aus der UdSSR und verkörperte dadurch eine kulturelle und historische Kontinuität zwischen dem vorrevolutionären, dem sowjetischen sowie dem postsowjetischen Russland. Außerdem spielten die Solidaristen eine wichtige Rolle als kulturelle, politische und soziale Brücke zwischen den Sowjetbürgern innerhalb des Landes, den Exilanten und der westlichen Öffentlichkeit.

Der NTS ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil sich seine gesamte Geschichte in den breiten historischen Kontext der Antikommunismusforschung einordnen lässt. Der Bund überstand die wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte der Sowjetherrschaft und strebte kontinuierlich danach, den Kommunismus in seinen stalinistischen und poststalinistischen Varianten zu bekämpfen. Der Bolschewismus wurde dabei als Erscheinungsform des gesamten kommunistischen Systems gesehen, welches seine Geburtsstunde mit dem Jahr der Russischen Revolution 1917 und dem darauf folgenden Bürgerkrieg erlebte.

Ziel des hier skizzierten Forschungsvorhabens ist es zu erarbeiten, wie der NTS sich selbst sah, welche Ideen er vertrat, was er anstrebte und mit welchen Mitteln er seine Ziele zu realisieren suchte. Neue Erkenntnisse zum Thema der Oppositionsbewegung gegen das Sowjetregime in der UdSSR sowie in der internationalen Vernetzung sind zu erwarten. Darüber hinaus erhebt das geplante Dissertationsprojekt den Anspruch, durch einen multiperspektivischen Ansatz die Geschichte des NTS-Bundes neu zu schreiben und damit auch ein Stück Geschichte des international verflochtenen Antikommunismus.