Forschungsprojekt
Entstalinisierung in der sowjetischen Provinz. Barnaul 1953-1964
Das Projekt widmet sich der Regierungszeit Chruščevs, die als Zeit der Entstalinisierung und „Tauwetter“ bezeichnet worden ist. Über Verlauf, Ergebnisse und Bedeutung der Entstalinisierung zwischen Stalins Tod 1953 und dem Sturz Chruščevs 1964 wissen wir heute im Großen und Ganzen gut Bescheid. Unklar ist, wie sich dieser Wandlungsprozess in der Provinz abgespielt hat, ob, auf welche Weise und mit welchen Folgen für die lokale Gesellschaft sich die Loslösung vom Stalinismus vollzog. Um von der Moskauer Zentralperspektive wegzukommen, werden Stadt und Umland Barnaul in der Altaj-Region ausgewählt. Barnaul war ein Ort, in dem sich die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Prozesse der Entstalinisierung mit voller Wucht entfalteten. Diese Zusammenhänge in ihren lokalen Kontexten will das Projekt untersuchen. Es verknüpft in methodischer Hinsicht sozialgeschichtliche mit mikrogeschichtlichen und alltagsgeschichtlichen Herangehensweisen. Auf der Grundlage von Archivalien und Materialien lokaler offizieller sowie privater Herkunft (Memoiren, Tagebücher, Interviews, Briefe, Fotos) will das Forschungsvorhaben den Prozess der Entstalinisierung, seine Akteure sowie die Wirkweisen und Einflüsse der Entstalinisierung auf die lokalen Institutionen und die lokale Gesellschaft untersuchen.